Dhyanalinga – Wissenschaft und Mystik
Sadhguru spricht über die Wissenschaft und die Mystik hinter Dhyanalinga und enthüllt, dass er für jemanden, der dieser Möglichkeit gegenüber offen ist, wie ein lebendiger Guru funktionieren kann
Fragesteller: Sadhguru, was ist der Unterschied, falls es einen gibt, zwischen dir und Dhyanalinga?
Sadhguru: Es gibt keinen Unterschied. Es ist ganz einfach so, dass ich immer noch die Probleme mit Essen und Schlafen habe. Er hat sie nicht. Sonst gibt es keine Unterschiede, abgesehen davon, dass ich herumgehen kann; er kann das nicht. Das, was du als Dhyanalinga bezeichnest, ist der höchstmögliche feinstoffliche Körper. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Schwingungen, mit allen sieben Chakren intakt. Er wurde konsekriert, indem ein gewisser Wirbel geschaffen wurde, der enorme Mengen an Energie hineinzog. Ein weiterer Unterschied ist, dass ich drei Lebzeiten brauchte, um so zu werden; er schaffte es in drei Jahren. Das ist ein großer Unterschied. Der Ätherkörper, oder der feinstoffliche Körper, wurde unter Verwendung enormer Energiemengen aufgebaut. Wenn wir ihn noch intensiver gemacht hätten, hätte er keine Form mehr beibehalten können; er war in diesem Ausmaß an Intensität. Das war die höchste Intensität, die man innerhalb den Dimensionen einer Form festhalten konnte.
Der Dhyanalinga ist das höchstmögliche Wesen, das die ganze Zeit dort sitzt, stabil, beständig, immer gleich, da er keine Probleme mit einem mentalen Körper, karmischen Körper oder physischen Körper hat. Er ist immer derselbe, weil er nur ein feinstofflicher Körper ist.
Theoretisch ist es möglich, langsam einen physischen menschlichen Körper für den Dhyanalinga aufzubauen, und ein solches Wesen zu schaffen – jemanden, der herumgehen kann – wenn wir bereit sind, darauf hinzuarbeiten. Theoretisch ist das möglich, aber es ist eine ungeheure Aufgabe, alle Zutaten und all die Kräfte zusammen zu bringen. Wenn wir einmal einen physischen Körper erschaffen, müsste er so viele Dinge tun, um sich in diesen energetischen Höhen zu erhalten. Vor allem nimmt, sobald man einen physischen Körper hat, die Fähigkeit der Menschen ab, das zu erfahren, was darüber hinausgeht, denn sobald man einen Menschen sieht, beginnt man zu urteilen – zu sehen, was an ihm richtig und falsch ist, was einem gefällt oder nicht. All diese Urteile nehmen dir die Fähigkeit, dieses Wesen zu erfahren. Das ist der riesige Unterschied.
Den feinstofflichen Körper selbst zu erschaffen, erfordert eine enorme Menge an Arbeit. Wenn wir gröbere Dimensionen des Körpers erschaffen wollen, können wir einen sehr schönen Menschen hervorbringen, ohne dass er im Mutterleib geboren wird, weil der feinstoffliche Körper richtig ausgebildet ist. Es wäre so, wie wenn man Shiva zurück hätte, lebendig, wandelnd, aber es würde keinen Zweck verfolgen und es würde zu viel umfassen. Es ist sehr schwierig, in einer logischen oder verständlichen Weise zu erklären, worum es sich hier handelt.
Das erinnert mich daran: Als Vivekananda ein hochgradig energiegeladener und starker Junge war, war er sehr skeptisch und voller Fragen. Er wollte alles prüfen. Er hatte viele Auszeichnungen in Debatten gewonnen und war immer auf der Suche nach weiteren Debatten mit jedem, den er traf. Als er Ramakrishna traf, fragte er ihn: „Du sprichst immer über Gott. Was ist der Beweis dafür, dass es Gott gibt?” Er erwartete eine großartige Erklärung, die er offensichtlich mit Hilfe seiner Logik niederschmettern würde, und er würde ihn besiegen. Ramakrishna sagte: „Ich bin der Beweis.” Vivekananda hatte diese Antwort nicht erwartet. Er erwartete eine Erklärung dafür, dass es eine Schöpfung und einen Schöpfer gibt. Als Ramakrishna sagte: „Ich bin der Beweis”, wusste er daher nicht, was er sagen sollte. Er saß da und war verblüfft. Ramakrishna dachte, die hochnäsige Logik dieses Burschen würde ihn dumm machen.
Vivekananda besaß enorme Intensität, aber er verfehlte den Kern der Sache. Und so nahm Ramakrishna einfach seinen Fuß und legte ihn auf Vivekanandas Brust. Er verlor seine ganze Logik, und Tränen begannen zu fließen. Tränen und Vivekananda waren unvereinbar. Logische Menschen können keine Träne vergießen, wenn sie nicht in ihren innersten Tiefen berührt werden. Tränen begannen einfach zu fließen und dann sagte er: „Es tut mir sehr leid, dass ich dir überhaupt eine solche Frage gestellt habe.”
Wenn du logisch darüber nachdenkst, erscheint es unmöglich, dass es keinen Unterschied zwischen dem Dhyanalinga und mir gibt. Selbst wenn du den Dhyanalinga für einen Moment in irgendeiner Weise erfahren hast, klingt es für mich absolut egoistisch, das zu sagen. Aber es gibt wirklich keinen Unterschied. Wenn es dir nicht gefällt, kann ich nichts dafür. Langsam wirst du sehen, dass ich mit der Zeit kein Interesse mehr daran habe, irgendjemandem zuliebe irgendeine Fassade aufrechtzuerhalten. Wir haben genug getan, um das notwendige Wohlwollen und Verständnis der Menschen zu wecken, damit sie empfänglich genug werden können. Wir müssen das nicht ein ganzes Leben lang tun. Diejenigen, die zu logisch sind und deren Fähigkeit, das Leben zu leben, sehr an der Oberfläche liegt, mögen abfallen. Ich will nicht, dass sie abfallen, aber es kann sein, dass sie es tun, weil ich zu direkt bin. Das ist in Ordnung. So ist es eben.
Wenn du zum Dhyanalinga gehst, sitze einfach da – es ist nicht nötig, dass du irgendetwas glaubst oder nicht glaubst. Es ist, als ob ein gutes Mahl vor dir aufgetragen wird. Du bist weder übermäßig hungrig noch magst du das Essen nicht. Sitze einfach da, ohne zu versuchen, danach zu greifen. Sei einfach gewillt, offen, ohne irgendwelche Urteile über das Essen vor dir zu fällen. Du musst so vor dem Dhyanalinga sitzen, ohne etwas zu tun, aber auch ohne deinen Fuß in das Essen zu setzen. Sitze da mit einer gewissen Bereitwilligkeit und Offenheit; dann wirst du sehen, dass es nicht nur ein Symbol ist. Der Dhyanaling ist nicht länger bloß ein Stein, der dasteht. Du wirst sehen, dass er in jeglicher Hinsicht wie ein lebendiges Wesen ist.
Jemand, der keinen physischen, mentalen oder karmischen Körper hat, sondern nur einen feinstofflichen Körper – einen spirituellen oder ätherischen Körper – kann dich nur auf dieser Ebene berühren. Wenn wir dich Hatha Yoga lehren, Kriyas, oder wenn wir deine mentale Einstellung durch unsere Kursprogramme verändern, und wenn du eine Zeit lang übst und es dann aufgibst, wirst du sehen, dass du wieder ganz am Anfang stehst. Aber wenn du einmal auf der Ebene deines Ätherkörpers berührt wirst, kannst du es nicht mehr loswerden. Ob du lebst oder stirbst, es geht immer mit dir. Das ist die Bedeutung der Initiation. Es ist nicht nur ein Bündel von Instruktionen. Es geht darum, dich auf der Ebene deines Ätherkörpers zu berühren, so dass es dir nie mehr genommen werden kann, ganz gleich, was für ein Leben du lebst oder wie unwissend du lebst. Der Samen kann nicht sterben; so wird es übermittelt. Das ist die Bedeutung der Initiation.
Wenn du vor einem lebenden Guru sitzt, hast du viele Probleme, Urteile, Vorlieben und Abneigungen, da du unweigerlich seine Persönlichkeit betrachtest. Die Menschen haben ihre Gurus wegen aller möglichen alberner Dinge verlassen. Dies geschah mit J. Krishnamurti, einem verwirklichten Wesen und ganz wunderbaren Menschen. Es gab eine gewisse Dame, die ihm sehr nahe stand und die tief in seine Arbeit eingebunden war. Sie war immer um ihn und reiste mit ihm an viele Orte. Einmal, als er in Amsterdam, in Holland, war, ging er in einen Laden, um eine Krawatte für sich zu kaufen. Er war so akribisch bei der Wahl der Krawatte, da er sich über alles bewusst war, einschließlich dessen, was er trug. Er könnte die Krawatte wegwerfen, wenn er wollte, aber wenn er sie trägt, möchte er sie in einer bestimmten Weise haben. Er ging also in den Laden und verbrachte beinahe vier Stunden mit der Auswahl von einer Krawatte. Er zog jede Krawatte in dem Laden hervor, sah sie sich an, band sie um und sagte dann: „Nein.” Er brauchte vier Stunden, um nur eine Krawatte auszuwählen. Diese Frau schaute zu und schaute zu und schaute zu, und während die Minuten vergingen, verschwand seine Erleuchtung in ihrer Vorstellung. Sie dachte, dass ein Mensch, der sich so viele Gedanken darüber macht, was für eine Krawatte er trägt, nicht erleuchtet sein kann, und sie verließ ihn. Viele solcher Dummheiten werden aufgrund deiner Urteile gemacht.
Menschen haben ihre Gurus wegen noch alberner Dingen verlassen. Das liegt einfach daran, dass du in deinem Alltagsleben zutiefst mit deinem physischen und mentalen Körper verwickelt bist. Was sich in dir auf tieferen Dimensionen ereignet hat, liegt nicht in deiner augenblicklichen Bewusstheit. Es gibt Momente, in denen du weißt, dass dies das Tiefgreifendste ist, was dir in deinem Leben widerfahren ist. Die restliche Zeit wird dein Verstand argumentieren und dir beweisen, dass es nicht so ist. Mit Dhyanalinga hast du diese Probleme nicht, da er keinen physischen und mentalen Körper hat. Wenn du ihn einmal erlebst, wirst du jedes Mal, wenn du sitzt, ehrfürchtig zu ihm aufschauen. Wenn er einen physischen Körper hätte, würdest du an einem Moment ehrfürchtig zu ihm aufschauen und im nächsten Moment würdest du ihn beurteilen und wegen etwas verurteilen. Das ist unvermeidlich. Er ist also mit zusätzlichen Vorteilen ausgerüstet.