Wie unser Streben die zyklische Natur durchbricht
Wenn dein Leben stagniert, sagt Sadhguru, musst du es zuerst einmal in Bewegung bringen. Stagnation entspringt einer gewissen Identifikation mit dem Physischen, aber ein aufstrebendes Leben kann nicht stagnieren – es durchbricht das Physische und ist von Natur aus überschwänglich
Fragesteller: Namaste, Sadhguru. Du bist ein Guru, du kannst jemanden in- und auswendig sehen, und ich bin sicher, du kannst mein Inneres lesen. Ich schlage mich gerade mit meinem Körper herum, weil ich im letzten Jahr viele Probleme hatte. Aber du hast gesagt, dass es auf das Streben ankommt. Was kannst du mit mir machen?
Betrachte das Leben einfach aus deiner eigenen Intelligenz heraus, nicht anhand von Dingen, die du nicht kennst, nicht anhand von Dingen, die ich gesagt habe oder die jemand geschrieben hat oder was auch immer. Aus deiner eigenen Wahrnehmung und Intelligenz heraus, sieh was das Höchste ist, das du anstreben kannst, und setze alles dahinter. Was auch immer das ist, halte daran fest. Dann werde ich andere Dinge mit dir machen.
Sich im Kreis drehen
Ein Bestreben bedeutet, dass das Leben nicht mehr stagniert – es strebt empor. Das Wort „streben“ bedeutet, es sehnt sich danach, irgendwo hinzugelangen. Es kann nicht stagnieren oder an einem Ort festgehalten werden. Wonach du strebst, spielt keine Rolle. Es muss nur so stark sein, dass dein Leben überschwänglich geworden ist. Dann kann etwas mit dir gemacht werden. Wenn du zu einem stagnierenden Tümpel geworden bist, dann musst du ihn erst einmal in Bewegung bringen.
Alles, was in der Existenz physisch ist, ist von zyklischer Natur. Dieser Planet kreist um die Sonne, der Kosmos selbst dreht sich. Alles hat eine Zeit zu kommen und eine Zeit zu gehen. Es ist alles zyklisch. Die Natur der Körperlichkeit ist zyklisch. Zyklisch zu sein bedeutet, dass alles im Kreis läuft. Aber wenn ich sage, dass du im Kreis läufst, bedeutet das, dass du nirgendwo hingehst.
Überschwänglich werden
Das Physische geht nirgendwohin. Es dreht sich nur im Kreis. Wenn du merkst, dass du dich immer wieder im Kreis drehst, wird dein erstes Bestreben natürlich sein, diesen Kreislauf irgendwie zu durchbrechen. Verbringe einfach drei Tage damit, herauszufinden, was es in deinem Leben wert ist, angestrebt zu werden – was auch immer es ist – und setze alles dahinter. Nehmen wir an, dein Bestreben ist, einfach diesen Berg hinaufzusteigen, das ist alles. Stelle dein ganzes Leben dahinter. Dann kann etwas mit dir gemacht werden, denn ein aufstrebendes Leben ist von Natur aus ein überschwängliches Leben. Ist da erst einmal Überschwang, kannst du es auf eine Weise bewegen, die du nicht für möglich gehalten hättest. Wenn du dich nur mit der Körperlichkeit dessen, was es ist, zufrieden gibst, wird es naturgemäß in seinen Zyklen verbleiben. Es kann nicht anders sein. Nicht weil ich es sage, ist es zyklisch. Das liegt in der Natur des Physischen. Das Atom selbst dreht sich in seinem eigenen Inneren im Kreis.
Vom atomaren bis zum kosmischen Bereich unterliegt alles einem Kreislauf. Was du als physisch identifizierst, kann gar nicht anders sein als zyklisch. Wie sehr du mit deinem Körper identifiziert bist, so zyklisch bist du. In diesem Kontext sind Brahmacharya und andere Aspekte entstanden – um sich von der Körperlichkeit zu distanzieren, damit man nicht die ganze Zeit zu einem lebenden Zirkus wird.