Ist körperliche Behinderung ein Hindernis auf dem spirituellen Weg?

Fragesteller: Du hast gesagt, dass Klang eine Rolle beim spirituellen Wachstum spielen kann. Aber ich habe eine Hörbehinderung und neige dazu, Wörter zu überhören. Was kann ich tun, um sicherzustellen, dass ich die Erleuchtung nicht verpasse?

Sadhguru: Du bist also vor allen Anschuldigungen und Kommentaren der Welt bewahrt! Klänge haben eine tiefere Verbindung zu Körper und Geist als Licht und visuelle Eindrücke. Was die Informationsaufnahme anbelangt, so nimmst du mehr über deinen visuellen Apparat auf, aber der Klang hat eine andere Art von Verbindung mit deiner physischen Form und der Physikalität der Natur selbst. Wenn du also ein wenig schwerhörig bist, ist das ein Problem für dein spirituelles Wachstum? Überhaupt nicht. Es ist so einfach für dich, still zu sein, und Stille ist die Mutter aller Klänge.

Eine ständige Kakophonie

Viele Menschen müssen sich die Ohren zuhalten, um Stille zu erleben, beklage dich daher nicht über alles, was das Leben ist. Es ist ein Segen, dass du all den Unsinn und die Kakophonie, die in der Welt passieren, nicht hören kannst. Viele Menschen, die in der Welt unterwegs sind, wünschen sich, dass sie nicht hören könnten. Der Planet war noch nie so laut, wie er es heute ist. Vor allem im Westen, wo auch immer man sich aufhält, brummt ständig irgendein Gerät. Auch wenn es sich nur um ein leichtes Geräusch handelt, kann es dein System beeinträchtigen, weil es sich nicht nur um Klang, sondern um eine stetige Schwingung handelt. Eine nicht kalibrierte Schwingung wirkt sich definitiv stark auf das eigene System aus.

In Indien, wenn ich einfach zu Hause sitze, ist es vollkommen still. Hier und da hört man ein paar Insekten und Vögel, aber sonst ist es einfach nur still. Aber im Allgemeinen brummt in Wohnanlagen, Wohnungen und den meisten Häusern immer etwas. Ständig so viel unkalibriertem Klang und Schwingung ausgesetzt zu sein, ist nicht gut. Und abgesehen von dem, was du hörst, gibt es so viele andere Geräusche, die du nicht hören kannst.

Heutzutage wird viel darüber geforscht, wie Mobilfunkmasten ernsthafte Krankheiten bei Menschen verursachen. Eine Sache, die wir eindeutig beobachtet haben, als wir in Indien aufwuchsen, ist, dass es dort voller Spatzen war. Heute ist es schwer, in unseren Städten auch nur einen zu finden. Seit der Ausbreitung der Mobilfunkmasten wurden sie durch diese Schwingungen fast vollständig beseitigt. Wenn es einen Spatz töten kann, bin ich sicher, dass es auch ein bisschen von dir tötet. Wenn du ein Vogelhirn hast, muss es inzwischen tot sein!

Was du hast, ist genug

Wenn du nicht hören kannst, wenn du nicht sprechen kannst, wenn du nicht riechen kannst, ist nichts verloren. In der Tat kannst du viel leichter meditativ werden, weil du etwas weniger Belästigung hast. Wenn die Menschen sich nach innen wenden sollen, müssen sie all diese fünf Sinne kontrollieren. Wenn einer davon von sich aus kooperiert, nutze es aus. Was dir auch immer widerfährt, du kannst es entweder als Fluch betrachten und darunter leiden, oder es als Segen ansehen und für dich nutzbar machen. Bitte nutze es für dich.

„Wird es sich auf meinen spirituellen Prozess auswirken?“ Wenn du keine Beine hast, wirst du es gut machen. Wenn du keine Ohren hast, wirst du es gut machen. Wenn du keine Augen hast, wirst du es gut machen, denn du musst nicht einmal deine Augen schließen – nur meditieren. Wir wünschen uns diese Dinge nicht, aber wenn solche Dinge passieren, warum sie nicht nutzen? Hören die Menschen, die all diese Dinge haben, in jedem Augenblick ihres Lebens göttliche Musik in ihren Ohren? Nein, sie wünschten, sie könnten all diese Sachen nicht hören. Sie nutzen ihre Ohren nicht für etwas Großes.

Das Problem mit dem Verstand ist folgendes: Was immer wir nicht haben, ist das Größte in unserem Leben, weil wir es nicht haben und wir einen guten Grund brauchen, um über etwas zu jammern. Wenn du keine Million Dollar hast, jammerst du darüber. Wenn du eine Million Dollar hast, wirst du über die Milliarde Dollar jammern, die du nicht hast. Das gilt auch für den Körper, für das Leben, für alles. Es ist ein kurzes Leben. Verschwende es nicht damit, dich über die ein oder andere gottverdammte Sache zu beschweren. Was du hast, ist substanziell genug.

Aus sozialer Sicht können körperliche Gebrechen von Bedeutung sein, weil du nicht das tun kannst, was jemand anderes tut. Aber nicht im spirituellen Bereich, denn egal ob du taub, blind, stumm oder was auch immer bist, das, was in dir ist, bleibt intakt.