Devi Verehrung in Indien und in aller Welt
Sadhguru erläutert, wie der weibliche Gottesaspekt und die Verehrung des Femininen heutzutage weitgehend verschwunden sind. Trotz allem existieren in Indien immer noch viele kraftvolle, aufwändig geweihte Devi-Tempel
Navratri, eines der wichtigsten Feste im hinduistischen Jahreszyklus, ist ganz der Verehrung des weiblichen Gottesaspektes gewidmet und wird auch im Isha Yoga Zentrum gefeiert. Jedes Jahr im Monat Oktober werden die Festlichkeiten live über das Internet übertragen.
Fragestellerin: Wie wichtig ist die feminine Energie heutzutage für unseren Planeten?
Aber zu erobern ist nicht der Weg; zu umarmen ist der Weg. Der Versuch, den Planeten zu erobern, hat zu all den Katastrophen geführt, die wir heute sehen. Wenn das Feminine der dominantere Faktor wäre, oder wenn das Maskuline und das Feminine gleichmäßig verteilt wären, glaube ich nicht, dass wir ökologische Katastrophen hätten, weil die Verehrung des Femininen und der Erde immer zusammen gehörten. Kulturen, die die Erde als Mutter ansahen, haben der sie umgebenden Umwelt nie viel Schaden zugefügt; Schaden entstand nur, wenn Eroberung als die Art des Lebens angesehen wurde.
Sogar jetzt noch, nach all den Schäden am Planeten, kann die Hälfte der Menschen nicht einmal richtig essen, obwohl es genügend Nahrungsmittel auf dem Planeten gibt. Wenn das Feminine vorherrschen würde, dann würde die Bevölkerung definitiv essen, und Mitgefühl, Liebe und Ästhetik würden vorherrschen. Stattdessen haben wir uns für die Macht grober Eroberung entschieden und nicht für die Feinheiten der Liebe und des Mitgefühls. Wir haben uns entschieden, das Leben zu erobern, anstatt es zu umarmen. Wenn das Feminine vorherrschen würde, wären wir vielleicht nicht zum Mond oder zum Mars geflogen, aber was haben wir wirklich erreicht, indem wir dorthin geflogen sind? Wir haben eine Flagge gesetzt, einen Fußabdruck hinterlassen und sind zurück gekommen. Welche Bedeutung hat das? Die ganze Romantik des Mondes ist nun dahin.
Unsere ganze Einstellung zum Leben ist einseitig geworden. Ich bin nicht gegen wissenschaftliche Leistungen, aber wir haben die Lebensorientierung der Wissenschaft verloren. Für die meisten Menschen geht es bei Wissenschaft und Technologie nur darum, alles auf dem Planeten für unseren Vorteil zu nutzen. Diese Einstellung, alles auszubeuten, ist ein sehr auf Eroberung ausgerichteter, maskuliner Ansatz. Wenn das Maskuline und das Feminine gleichmäßig verteilt wären, würden wir ein viel besseres Leben führen.
Devi Tempel in Indien
Die Anbetung des Femininen ist die älteste Form der Anbetung auf dem Planeten. In Indien, Europa, Arabien und großen Teilen Afrikas wurden Göttinnen verehrt. Aber heute, wegen der zu starken Betonung des Maskulinen weltweit, ist die einzige Kultur, die noch das Feminine verehrt, Indien.
Kurz vor der Dhyanalinga-Konsekration machte ich mit einer kleinen Gruppe von Menschen eine Exkursion zu Devi-Tempeln. Damals kannte ich mich in Tamil Nadu geografisch noch nicht so gut aus, also habe ich mich für Karnataka entschieden, weil ich weiß, wo die Tempel sind. Dies sind nicht die berühmten Tempel, sondern kleine Tempel in kleinen Städten und Dörfern. Ich kannte sie aus der Vergangenheit, also begaben wir uns auf die Suche, denn wir wollten bestimmte Dinge regeln und suchten nach der geeigneten Art von Raum und Energie, worin wir es tun konnten. Wir hätten das im Isha Yoga Zentrum erschaffen können, aber das hätte bedeutet, einen Schrein zu bauen und den Raum kontinuierlich zu pflegen. Wir waren noch dabei, Dhyanalinga zu konsekrieren, also wollten wir nicht noch einen weiteren Tempel bauen, um diese Dinge zu tun.
Wir begaben uns auf die Suche nach diesen Tempeln und ich war absolut erstaunt. In kleinen Städten, manchmal sogar in kleinen Dörfern, sind Devi-Tempel, die vor Hunderten von Jahren konsekriert wurden, immer noch sehr lebendig – in vollem Umfang, kraftvoll und ungestüm lebendig. Die meisten dieser Tempel wurden für einen bestimmten Zweck geschaffen, für die Anforderungen der jeweiligen Gegend. Wer auch immer das getan hat, hat es sehr gut getan. Die Technologie war sehr gut, und wenn es an so vielen Orten geschehen konnte, dann war sie offensichtlich sehr weit verbreitet und vielen Menschen bekannt. Es machte uns sehr demütig zu sehen, dass in einem winzigen Dorf jemand etwas konsekriert hatte, das eine sehr große Menge an Komplexität in sich barg. Dies waren namenlose Yogis. Niemand weiß, wer diese Menschen sind. Sie haben ihren Namen nicht auf den Tempel geschrieben, und das ist das Schöne daran – sie hielten es nicht einmal für notwendig, ihren Namen zu hinterlassen. Diese Energie, die sie hinterlassen haben, ist alles.