Kinder und Disziplin: Was ist der beste Weg?
Sadhguru betrachtet, wie Disziplin für Kinder am besten funktioniert, wenn sie als Kultur in die Familie eingebracht wird, anstatt auferlegt zu werden
Man kann niemandem das Lernen aufdrängen, aber man kann Menschen dazu zwingen, bestimmte Dinge zu tun. Aber sobald man anfängt, Menschen zu zwingen, kann es nur für eine kurze Zeit getan werden; wenn es jedoch über längere Zeit geht, wird dein Leben schwinden, deren Leben wird schwinden. Bei dem Versuch, es zu erzwingen, wird dein Leben schwinden. Deren Leben wird schwinden bei dem Versuch, es zu umgehen.
In meiner eigenen Kindheit hat das, was meine Familie mir aufdrängen wollte, nie funktioniert. Aber alles, was als Kulturform in die Familie eingeführt wurde, hat funktioniert, und es hat mir in vielerlei Hinsicht immens geholfen. Es waren ganz einfache Dinge. Zum Beispiel gingen wir, wo immer wir waren, zum Mittag- und Abendessen nach Hause. Zum Frühstück war es nicht möglich, weil die Leute zu verschiedenen Zeiten fortgingen, aber beim Mittag- und Abendessen aß die ganze Familie immer zusammen. Wenn eine Person nicht kam, wartete die ganze Familie. Man konnte also nicht zur gegebenen Zeit „nicht hingehen“. Das war nichts Aufgezwungenes. Es wurde eine Atmosphäre geschaffen, in der man ein Teil davon sein musste.
Im Wesentlichen geht es darum, das was nötig ist, in einer bestimmten Weise zu tun. Will man eine gewisse Lebensqualität, muss man einen sauberen Wohnort haben. Um den Ort sauber zu halten, muss man bestimmte Dinge tun. Wenn du nicht bereit bist, dich zu bücken und dafür zu sorgen, dann wirst du an einem schmutzigen Ort leben. Lasst uns also zunächst unsere Prioritäten richtig setzen. Wenn du deinen Mitmenschen klarmachst, warum etwas getan werden muss, bin ich sicher, dass jeder verständige Mensch bereit ist, es zu tun. Wenn du ein vernünftiger Mensch bist, dann verstehst du, was das Beste ist, und du tust es. Wenn du es nicht verstehst, und es dir jemand sagt, dann hörst du zumindest zu und verstehst es. Wenn du nichts verstehst, bist du ein Esel. Esel behandelt man wie Esel. Auch wenn die Menschen dich nicht wie einen Esel behandeln, wirst du leben wie einer.
Im Haus, es spielte keine Rolle, selbst wenn das Hausmädchen nicht kam, fegte meine Mutter das Haus zweimal, morgens und abends, und wischte es einmal. Sie würde nicht ihr Bad nehmen und essen, es sei denn, das Haus wurde gefegt und aufgewischt. Wie willst du deine Mutter das Ganze allein machen lassen? Also hat sich jeder nach seinen Möglichkeiten eingebracht. Wenn nur das Hausmädchen es getan hätte und wenn das Hausmädchen nicht da war, meine Mutter es nicht getan hätte, hätten wir nie daran gedacht, es zu tun, weil es die Arbeit des Hausmädchens gewesen wäre. Aber immer, wenn sie nicht da war, hat meine Mutter es ohne zu zögern getan, also kam es nicht in Frage, es nicht zu tun. Jeder musste mit anpacken.
Es waren diese kleinen Dinge, die den Unterschied ausmachten. Einfache Dinge wie die Art und Weise, wie du dein Bett belässt wenn du morgens aufstehst, bis hin zu wo du deine Kaffeetasse stehen lässt – diese Dinge gibt es leider in vielen Familien nicht. Niemand hat uns je angeschrien, wenn wir diese Dinge nicht so gemacht haben. Meine Mutter würde sich hinsetzen und es tun. Wenn man sie dabei sah, musste man mitmachen und es selbst tun.
Die Zivilisation hat sich nicht durch Lehrbücher oder Prediger verbreitet. Es ist im Wesentlichen die Art und Weise, wie eine Familie lebt. Alles, vom Badezimmer bis zum Esstisch, wie man sie belässt, diese Dinge wurden alle festgelegt und es musste so ablaufen. Ob man daran teilnimmt oder nicht, hat niemand gefragt, aber wie lange kann man einfach so sein? Das kannst du nicht. Wenn jeder es tut, dann wird man auch ein Teil davon und tut es.
Wenn man Yogaübungen in das Leben eines Kindes bringt, dann ist es nicht möglich, dass sie nicht diszipliniert werden könnten. Die Praxis von Yoga bringt Disziplin in das Leben, weil man bestimmte Dinge auf eine bestimmte Art und Weise tun muss. Sonst funktioniert es nicht. Die Art und Weise, wie Yoga gelehrt wird, ist so akribisch, dass es keine Möglichkeit gibt, dass man nicht diszipliniert werden kann, wenn man einmal damit begonnen hat, es mit diesem Gefühl der Akribie zu tun.