Midlife-Crisis: Panik in der Lebensmitte
Sadhguru beantwortet eine Frage zur Midlife-Crisis und zeigt auf, dass echtes Leben ein Prozess ständiger Veränderungen ist
Fragesteller: Sadhguru, in letzter Zeit erlebe ich ein tiefes Gefühl der Leere in meinem Leben. Ist das meine Midlife-Crisis?
Sadhguru: Wann war dein Leben keine Krise? Die Kindheit war eine Krise, die Jugend war eine Krise, die Suche nach einer beruflichen Laufbahn war eine Krise, die Lebensmitte ist eine Krise, das Alter wird eine Krise sein, der Tod wird eine Krise sein. Zumindest die Lebensmitte muss ausgeglichen sein, nicht wahr! Die Probleme der Jugend sind vorbei, die Probleme des Alters kommen erst noch. Die Lebensmitte sollte die beste Zeit deines Lebens sein, aber du nennst auch das eine Krise. Es ist nicht so, dass die Lebensmitte eine Krise ist – du bist eine Krise.Was unter Midlife-Crisis verbucht wird, ist nur, dass in gewissem Maße die Energie der Jugend verschwunden ist. Als du jugendlich warst, hast du wahrscheinlich krass gelebt. Jetzt geht die Energie zur Neige, du kannst nicht mehr bis vier Uhr morgens feiern, also denkst du, es ist eine Krise.
Was du eine Krise nennst, ist nur eine Veränderung. Du weißt nicht, wie du mit der Veränderung umgehen sollst, also nennst du es eine Krise. Wenn du keine Veränderung willst, musst du entweder in dein Grab springen oder du musst erleuchtet werden. Andernfalls gibt es nichts, was sich nicht verändert, solange du ein Teil des physischen Prozesses der Existenz bist. In diesem Moment atmest du ein; im nächsten Moment atmest du aus – das ist Veränderung. Wenn du dich der Veränderung widersetzt, widersetzt du dich dem grundlegenden Prozess des Lebens und wirst damit unweigerlich alle Arten von Leiden einladen.
Mach dir das Leben nicht doppelt schwer
Leben bedeutet nur Situationen. Mit manchen Situationen wissen wir umzugehen, mit manchen wissen wir nicht umzugehen. Wenn du ein Leben führst, in dem du bereits weißt, wie du mit jeder Situation umzugehen hast, die auf dich zukommt, wirst du an Langeweile sterben. Wenn du nicht weißt, wie du mit der nächsten Situation umgehen sollst, solltest du angeregt sein, aber du denkst, es ist eine Krise. Somit bleiben dir nur zwei Möglichkeiten: Langeweile oder Krise!
Mach dir das Leben nicht doppelt schwer, indem du in beiden Fällen verlierst. Wenn du mit einer Situation konfrontiert wirst, von der du nicht weißt, wie du sie bewältigen sollst, musst du deinen Körper, deinen Verstand, deine Emotionen und deine Energie bestmöglich organisieren, damit du herausfinden kannst, wie mit der Situation umzugehen ist. Aber du willst diese Aspekte dessen, wer du bist, nicht organisieren, weil sie wie ein Betonblock geworden sind, der sich nicht verändern will. Dieser Betonblock will jeden Lebensabschnitt in derselben Form und Gestalt durchlaufen – das wird nicht funktionieren.
Wenn du vierzig bist und immer noch so leben willst, als wärst du achtzehn, wirst du vierzig als Krise empfinden. Vierzig ist keine Krise, achtzig ist keine Krise und der Tod ist auch keine Krise. Es ist ein natürlicher Prozess des Lebens. Weil du mit einem Lebensabschnitt identifiziert wirst, fühlt sich der nächste Abschnitt wie eine Krise an. Nichts ist eine Krise. Es gibt nur verschiedene Situationen in deinem Leben. Das Leben ändert sich so oder so. Verändert es sich so, wie du es willst, oder verändert es sich willkürlich? Nur darum geht es.
Midlife-Crisis als Chance
Wie auch immer es sich verändert, es ist besser als Stagnation, denn das menschliche Leben verträgt keine Stagnation. „Midlife-Crisis“ bedeutet lediglich: „Mein Leben stagniert. Alles ist gleich – das gleiche Haus, der gleiche Abwasch, der gleiche Ehepartner – alles fühlt sich gleich an.“ Dieses „alles ist gleich“ ist nur eine gedankliche Schlussfolgerung, die du gezogen hast. Ansonsten vollzieht sich jeden Tag, jeden Moment, eine Veränderung in der Existenz. Veränderung findet in deinem Körper statt, Veränderung findet in deinem Geist statt, Veränderung findet in allem statt – aber du hast keine Augen für das Leben. Du bist nur mit deinem Verstand beschäftigt, und dein Verstand ist zyklisch geworden. Da er immer wieder denselben dummen Zyklus durchläuft, fühlt es sich wie Stagnation und Krise an.
Wenn du jedes Blatt um dich herum beobachtest, wenn du alles beobachtest, was um dich herum geschieht, wirst du sehen, dass das Leben ein ständiger Prozess der Veränderung ist; nichts ist jemals stagnierend. Sowohl im Inneren als auch im Äußeren befindet sich alles in einem fortwährenden dynamischen Prozess der Veränderung. Wenn du mit dem Leben involviert bist, wirst du es nie als eine Krise empfinden. Du bist nur mit deinen Gedanken und Gefühlen beschäftigt, deswegen ist es eine Krise. Es ist gut, dass es eine Krise ist, denn sonst würdest du nie nach einem Ausweg aus der Falschheit suchen. Du würdest dich für immer in der Falschheit einrichten.
Eine Krise ist besser als eine Tragödie. Wenn du dich für den Rest deines Lebens mit deinen eigenen Gedanken und Gefühlen vergnügst, ohne je zu merken, was du da tust, wäre das tragisch. Eine Krise ist besser als das – eine Krise könnte dich aufwecken, aber eine Tragödie macht dich fertig.
Jetzt im Augenblick musst du verstehen, dass die Krise zu 100% von deinem Verstand und deinen Emotionen gemacht ist – nicht von der Natur, nicht von der Existenz, nicht von der Schöpfung – nur von dir gemacht. Wenn du das nicht erkennst, wirst du weiterhin eine Krise nach der anderen auslösen. Wenn du erkennst, dass du es gemacht hast, musst du es nicht stoppen – es wird ohnehin verschwinden.
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