Vibhuti – Die heilige Asche: Wie und wo sie aufgetragen wird
Wusstest du, dass du Vibhuti zwischen Daumen und Ringfinger aufnehmen solltest? In diesem Artikel erfährst du mehr über die heilige Asche in der Yogakultur und wie man sie richtig anwendet
Sadhguru: Es gibt viele Aspekte bei der Verwendung von Vibhuti oder heiliger Asche. Zunächst einmal ist sie ein großartiges Medium, um Energie zu übertragen oder zu übermitteln, und sie hat die Fähigkeit, dabei zu helfen, den Energiekörper zu lenken und zu kontrollieren. Darüber hinaus hat das Auftragen von Asche auf den Körper auch eine symbolische Bedeutung. Es ist eine ständige Erinnerung an die sterbliche Natur des Lebens – es ist, als ob man die Sterblichkeit immer am Körper trägt.
Normalerweise verwenden Yogis die Asche, die sie auf den Verbrennungsstätten aufsammeln, als Vibhuti. Wenn diese Asche nicht zur Verfügung steht, ist die nächstbeste Alternative, Kuhdung zu verwenden. Es werden auch andere Substanzen genutzt, aber das Ausgangsmaterial, der Hauptanteil, ist Kuhdung. Wenn selbst diese Asche nicht zur Verfügung steht, besteht die nächste Möglichkeit darin, sie aus Reishülsen herzustellen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Körper nicht die Kernsubstanz ist, sondern nur die Schale.
Warum verwenden wir heilige Asche?
Leider ist es vielerorts zu einem skandalösen Geschäft geworden, dass man einfach ein bestimmtes weißes Gesteinspulver als heilige Asche ausgibt. Aber wenn sie entsprechend aufbereitet wird und du weißt, wo und wie man sie anwendet, macht dich heilige Asche viel empfänglicher; und die Stelle, an der man sie auf den Körper aufträgt, wird sensibler und wendet sich der höheren Natur zu. Bevor du also morgens aus dem Haus gehst, trägst du an bestimmten Stellen heilige Asche auf, um das Göttliche um dich herum zu empfangen, nicht den Teufel. Je nachdem, welcher Aspekt von dir in jenem Moment empfänglich ist, kannst du das Leben auf unterschiedliche Weise und von verschiedenen Dimensionen dessen, was du bist, empfangen. Du hast das sicher schon beobachtet – einmal hast du etwas gesehen und es auf eine bestimmte Weise erlebt. Ein anderes Mal hast du dasselbe gesehen und es auf eine ganz andere Weise erlebt. Die Art und Weise, wie du das Leben empfängst, macht den Unterschied. Du willst also, dass die höheren Aspekte von dir empfänglich sind, nicht die niederen.
In deinem physischen Körper gibt es sieben grundlegende Zentren, die sieben Dimensionen der Lebenserfahrung repräsentieren. Diese Zentren sind als Chakren bekannt. Ein Chakra ist ein bestimmter Sammelpunkt innerhalb des Energiesystems. Diese Chakren sind nicht physisch, sie sind subtiler Natur. Man kann diese Chakren erfahren, aber wenn man den Körper aufschneidet und nachsieht, wird man kein Chakra finden. Wenn du dich auf höhere Intensitätsstufen begibst, werden die Energien ganz natürlich von einem Chakra zum anderen aufsteigen. Wenn du Leben aus den höheren Chakren empfängst, wird die gleiche Situation für dich anders sein, als wenn du Leben aus den unteren Chakren empfängst.
Wo wird Vibhuti aufgetragen?
Traditionell wird Vibhuti zwischen Daumen und Ringfinger aufgenommen – du muss nicht viel davon nehmen, nur ein wenig – und zwischen den Augenbrauen, dem so genannten Agna-Chakra, in der Halsgrube, dem so genannten Vishuddhi-Chakra, und in der Brustmitte, wo der Brustkorb zusammentrifft, dem so genannten Anahata-Chakra, aufgetragen. In Indien war es früher Allgemeinwissen, dass man es an diesen Punkten auftragen muss. Der Grund für die Vorgabe dieser besonderen Punkte ist, dass die heilige Asche sie sensibler macht.
Vibhuti wird normalerweise auf das Anahata-Chakra aufgetragen, damit du das Leben als Liebe empfängst. Es wird auf dem Vishuddhi aufgetragen, damit du das Leben als Kraft empfängst; mit Kraft ist nicht nur körperliche oder geistige Kraft gemeint, es gibt so viele Wege, auf denen ein Mensch kraftvoll sein kann. Die Idee ist, die Lebensenergien sehr stark und kraftvoll zu machen, so dass deine bloße Anwesenheit einen Einfluss auf das Leben um dich herum ausübt – du musst nicht sprechen oder handeln – wenn du einfach nur dasitzt, beeinflusst du die Situation um dich herum. Diese Art von Kraft kann in einem Menschen entwickelt werden. Vibhuti wird am Agna aufgetragen, damit du das Leben als Wissen empfängst.
Dies ist eine sehr tiefgründige Wissenschaft, aber heute, ohne die Wissenschaft dahinter zu verstehen, bringen wir es einfach wie einen Streifen auf der Stirn an. Derjenige, der Streifen auf die eine Art hat, ist nicht einverstanden mit demjenigen, der die Streifen auf eine andere Art hat – das ist Dummheit. Vibhuti ist nicht etwas, das Shiva gegeben hat, oder dieser oder jener Gott. Das ist keine Frage des Glaubens. In der indischen Kultur wird es zutiefst als ein Werkzeug für das Wachstum eines Menschen angesehen. Korrekt aufbereitete heilige Asche hat eine andere Dynamik. Es besteht die Notwendigkeit, die Wissenschaft dahinter wiederzubeleben und zu nutzen.