Inhaltsübersicht
1. Warum wir den Boden retten müssen
2. Wie kann Bodenrevitalisierung der Umwelt helfen?
3. Fünf Methoden der Bodenrevitalisierung
   3.1 Organischer Gehalt sorgt für einen gesunden Boden
   3.2 Baumbasierte Landwirtschaft oder Agroforstwirtschaft
   3.3 Fleischkonsum reduzieren
   3.4 Obstbasierte Ernährung – Gesund für dich und den Planeten
   3.5 Einen bewussten Planeten aufbauen

Warum wir den Boden retten müssen

Sadhguru: Siebenundachtzig Prozent der Lebensformen auf diesem Planeten – Mikroben, Würmer, Insekten, Vögel, Tiere, Menschen, Pflanzen, Bäume und jede andere Vegetation auf dem Planeten – werden von durchschnittlich einem Meter Mutterboden ernährt. Und der ist jetzt in großer Gefahr. In den letzten vierzig Jahren sind vierzig Prozent des Mutterbodens auf der Welt verloren gegangen. Nach Angaben der Vereinten Nationen reichen unsere Böden nur noch für etwa achtzig bis hundert Ernten, das heißt für weitere fünfundvierzig bis sechzig Jahre Ackerbau. Danach werden wir nicht mehr den Boden haben, um Nahrungsmittel zu produzieren. Du kannst dir das Leid vorstellen, das wir in der Welt auslösen werden. Dreißig Prozent des indischen Bodens sind bereits degradiert, und in 90% der indischen Bundesstaaten verwandelt sich der Boden in Wüste. Das bedeutet, dort kann nichts angebaut werden. Daher ist der Schutz des Bodens für die künftigen Generationen dieses Landes das Wichtigste.

Wie kann Bodenrevitalisierung der Umwelt helfen?

Ich habe vor einer der UN-Organisationen in Deutschland gesprochen und wurde gefragt: „Was sind die drei Dinge, die wir tun müssen, um eine ökologische Katastrophe zu verhindern?“ Ich sagte: „Die drei Dinge sind: 'Boden, Boden und Boden'.“ Das ist etwas, das nicht beachtet wird, weil es in den Städten Mode ist, über Luftverschmutzung zu reden. Ich sage nicht, dass das kein Problem ist, aber wenn man die notwendigen Maßnahmen ergreift, um den Boden zu verbessern, wird diese Maßnahme auch dem Wasser zugute kommen. Die Luftverschmutzung kann in kurzer Zeit behoben werden, wenn wir bereit sind, ein wenig unseres wirtschaftlichen Überflusses zu opfern. Aber wenn es darum geht, den von uns zerstörten Boden wieder in Ordnung zu bringen, wird es 15 bis 25 Jahre dauern, wenn man aggressiv an die Sache herangeht. Wenn man es ohne großes Interesse tut, wird es 40-50 Jahre dauern, bis man den Boden auf ein bestimmtes Niveau gebracht hat.

Wir wollen mindestens drei Milliarden Menschen mit ins Boot holen, damit ökologische Themen zu den Themen werden, die Regierungen wählbar machen.

Wenn der Boden so lange in einem schlechten Zustand ist, bedeutet das, dass zwei bis drei Generationen schreckliche Lebensumstände durchmachen werden.

5 Methoden der Bodenrevitalisierung

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Nr. 1: Organischer Gehalt sorgt für einen gesunden Boden

In Indien bewirtschaften die Menschen seit Tausenden von Generationen das gleiche Land. Doch in der letzten Generation ist die Bodenqualität so schlecht geworden, dass er kurz davor steht, zur Wüste zu werden. Wenn man den Boden erhalten will, muss man ihn mit organischen Stoffen anreichern. Aber unsere Bäume wurden alle gefällt und Millionen von Tieren werden aus dem Land exportiert. Das sind keine Tiere, das ist unser Mutterboden, der in ein anderes Land geht. Wie willst du den Boden regenerieren, wenn das passiert?

Wenn es keine Blätter oder tierische Abfälle gibt, kann man nichts zurückgeben. Das ist eine einfache Weisheit, die jede Bauernfamilie kannte. Sie wussten, wie viele Tiere und Bäume man auf einer bestimmten Fläche haben musste.

In Indien gibt es ein nationales Bestreben, das bereits von der alten Planungskommission festgelegt wurde, nämlich dass dreiunddreißig Prozent der Fläche Indiens beschattet sein sollten, denn wenn man den Boden erhalten will, ist das der einzige Weg. Und ich versuche, auf ein Gesetz zu drängen, wonach man, wenn man einen Hektar Land besitzt, mindestens fünf Rinder auf dem Land halten muss. Es gibt eine fantastische Sache an diesem Land, für die wir zwar wissenschaftliche Daten, aber noch keine wissenschaftliche Erklärung haben. Wenn du an einen Ort in diesem Land gehst, wo der Boden gut ist, und einen Kubikmeter des Bodens nimmst, heißt es, dass es in diesem einen Kubikmeter ungefähr 10.000 Arten von Leben gibt. Das ist die höchste Konzentration an Leben, die es auf diesem Planeten gibt. Wir wissen nicht warum. Dieser Boden braucht also nur ein wenig Unterstützung. Wenn du ihm diese kleine Unterstützung gibst, wird er sich schnell wieder erholen. Aber haben wir als Generation von Menschen den nötigen Verstand, um diese kleine Unterstützung zu geben, oder werden wir nur herumsitzen und zusehen, wie er stirbt?

Es gibt 5,2 Milliarden Menschen, die in Ländern mit der Möglichkeit leben, zu wählen und die Führung ihres Landes zu bestimmen.

Mit Dünger und einem Traktor kann man den Boden nicht fruchtbar halten. Man braucht Tiere auf dem Land. Schon in früheren Zeiten, als wir Ackerbau betrieben, nahmen wir nur die Ernte, und der Rest der pflanzlichen und tierischen Abfälle ging immer zurück in den Boden. Diese Weisheit scheinen wir verloren zu haben.

Nr. 2: Baumbasierte Landwirtschaft oder Agroforstwirtschaft

Der Begriff „Walderzeugnis“ muss aus unserem Wortschatz verschwinden. So etwas wie Walderzeugnisse gibt es nicht, denn es gibt nicht genug Wald auf diesem Planeten, um ihn als Produkt nutzbar zu machen. Diese Zeiten sind vorbei. In Zukunft kann man nicht mehr von Walderzeugnissen sprechen.

Wir können keinen neuen Regenwald schaffen, weil das Jahrtausende an Arbeit erfordert. Aber wir können definitiv einen flächendeckenden Baumbestand schaffen, und ein Baumbestand kann nur entstehen, wenn wir zu einer baumbasierten Landwirtschaft  übergehen. Und da ein großer Teil des Landes im Besitz von Landwirten ist, wird es keine Bäume geben, wenn wir es nicht lukrativ für sie machen, Bäume zu pflanzen.
 
Nach jahrelanger Arbeit erkennen die Vereinten Nationen heute klar an, dass ein massiver Teil der Lösung eine baumbasierte Landwirtschaft ist. Dafür setzen wir uns nun schon seit 22 Jahren ein. Und wir haben über 107.000 Landwirte, die baumbasierte Landwirtschaft betreiben und damit beweisen, dass sie sowohl auf ökologischer als auch auf ökonomischer Ebene funktioniert.

Nr. 3: Fleischkonsum reduzieren

Fast 77% der weltweit landwirtschaftlich genutzten Fläche, etwa 40 Millionen Quadratkilometer, werden für die Aufzucht von Tieren und deren Futter genutzt. Im Vergleich zu anderen verfügbaren Lösungen ist der Fleischkonsum eine der einfachsten Dinge, die man umkehren kann. Wenn du deinen Fleischkonsum um 50% reduzierst, werden 20 Millionen Quadratkilometer Land auf diesem Planeten für baumbasierte Landwirtschaft verfügbar. Wenn du so viele Bäume kultivierst, kannst du all die Dinge, die du aus dem Wald bekommst, auf landwirtschaftlichen Flächen produzieren. Die Landwirte werden reich, und man wird auch den Boden bereichern. In diesem Zusammenhang brauchst du nicht auf Fleisch zu verzichten – iss einfach 50% weniger. Alle Ärzte raten dir, das zu tun. Das ist nicht einmal eine ökologische Lösung, das ist eine gesundheitliche Lösung für dein Leben.

Nr. 4: Obstbasierte Ernährung – Gesund für dich und den Planeten

Angenommen, jemand liegt krank im Krankenhaus, dann wirst du ihm natürlich kein Steak oder Biryani bringen. Du bringst Obst. Die Botschaft ist klar: „Iss vernünftig, zumindest jetzt!“ Aber derjenige, der es nimmt, versteht es nicht! Als Reisende wie Hiuen Tsang und Megasthenes nach Indien kamen, stellten sie fest, dass die Inder einen unverhältnismäßig hohen Anteil an Obst in ihrer Ernährung hatten, und sagten: „Das könnte der Grund sein, warum ihr Intellekt so scharf ist.“ Wir verdummen, weil wir uns der Nahrung, die wir zu uns nehmen, nicht bewusst sind.

Wenn das, was du isst, zu mehr als 75% aus Wasser besteht, wird deine Gesundheit sehr leicht in den Griff zu bekommen sein. Wenn du rohes Gemüse isst, liegt der Wassergehalt bei über 70%. Wenn du eine Frucht isst, besteht sie im Allgemeinen zu über 90% aus Wasser. Das ist also die beste Ernährung. Mindestens 30 bis 40% unserer Nahrung sollte von den Bäumen kommen, nicht aus dem 4-Monatszyklus der Ernten. Das bedeutet, dass wir alle etwas mehr Obst essen sollten. Momentan ist Obst teuer, weil wir es aus Neuseeland, Australien oder Thailand beziehen. Wenn man hier einheimische tropische Früchte anbaut, sind sie nicht sonderlich teuer.

Nr. 5: Einen bewussten Planeten schaffen

Hätte eine andere Spezies dem Planeten so viel Schaden zugefügt wie wir, hätten wir einen Weg gefunden, mit ihr fertig zu werden. Wenn Milliarden von Marsheuschrecken hier gelandet wären und angefangen hätten, alle unsere Bäume zu fällen, unseren Boden in Wüsten zu verwandeln und das Wasser aus unseren Flüssen zu saugen – wir hätten sie definitiv ausgerottet. Aber das Problem sind nicht außerirdische Heuschrecken. Das Problem sind wir.

Da wir die Quelle des Problems sind, können wir auch die Quelle der Lösung sein. Wir sind nur deshalb ein Problem, weil wir uns in einer unbewussten, zwanghaften Handlungsweise befinden. Wären wir bewusst, würden wir ganz natürlich eine Lösung sein. Aus diesem Grund habe ich mit den Organisationen der Vereinten Nationen und anderen Kräften zusammengearbeitet und diese Bewegung eines „Bewussten Planeten“ vorgeschlagen.

Es gibt 5,2 Milliarden Menschen, die in Ländern mit der Möglichkeit leben, zu wählen und die Führung ihres Landes zu bestimmen. Wir überlegen, wie wir mindestens drei Milliarden Menschen mit ins Boot holen können, damit ökologische Themen zu den Themen werden, die Regierungen wählbar machen. Wir wollen diese drei Milliarden Menschen auf mindestens fünf ökologische Aspekte aufmerksam machen, die in ihrem Land geschehen müssen, und auf zwei oder drei Aspekte, die nicht geschehen dürfen. Wenn wir das schaffen, dann wird Ökologie, wenn nicht die Nummer eins, so doch zumindest Nummer zwei in den Wahlprogrammen.

Als Teil der „Conscious Planet“ Bewegung versuche ich, den Fokus auf den wichtigsten Aspekt der Verjüngung dieses Planeten zu lenken: den Boden. Alles, was du als Leben auf diesem Planeten wahrnimmst – einschließlich Würmer, Insekten, Vögel, Tiere, Pflanzen und wir selbst – entspringt aus nur einem Meter Bodenprofil. Der eigentliche Schaden widerfährt diesem Oberboden, der die Grundlage allen Lebens ist, das wir kennen. Wenn wir dafür sorgen können, dass der Boden organisch reichhaltig und gesund ist, wird der Planet in der Lage sein, sich selbst zu regenerieren, und wir werden in der Lage sein, die anderen Probleme zu einem großen Teil in den Griff zu bekommen.

Gegenwärtig sind sich über 95% der Weltbevölkerung der ökologischen Katastrophe, die sich um sie herum aufbaut, überhaupt nicht bewusst. Ein ökologisches Bewusstsein ist nur bei einem kleinen Teil der Menschen vorhanden, und selbst bei ihnen beschränkt sich die Vorstellung von Ökologie weitgehend darauf, beim Duschen weniger Wasser zu verbrauchen oder beim Zähneputzen den Wasserhahn abzudrehen. Es ist wunderbar, dass die Menschen sich bewusst sind, was sie verbrauchen, aber das ist keine umfassende ökologische Lösung. Erst wenn die Ökologie zu einem Wahlkampfthema wird, wird sie zur Regierungspolitik, und erst dann werden große Budgets bereitgestellt, damit sich Lösungen manifestieren.

Editor's Note: Der Fokus auf die globale Erwärmung entspringt unserer eurozentrischen Sichtweise. Das eigentliche Gesamtproblem setzt sich zusammen aus Temperaturanstieg, Überbevölkerung und Bodensterben. Wenn du mehr über diese globale Bewegung zur Rettung des Bodens erfahren möchtest, besuche die offizielle Webseite von Conscious Planet!